Abschlussveranstaltung

Am 19.02.2021 präsentierte die Arbeitsgruppe „Unsicherheit Jetzt!“ die Ergebnisse ihrer Arbeit. Den Umständen entsprechend geschah dies in Form einer Videokonferenz. In der ersten Hälfte wurden der Ansatz vorgestellt und Einblicke in die Arbeit der der Untergruppen der AG, „Portal“, „Datenerhebung“ und „Kunstaktion“, gegeben. In der zweiten Hälfte wurde in zwei Diskussionsrunden die Perspektive geweitet. Das Künsterlinnenduo katze und krieg berichtete zunächst über ihre Aktion „Distanz aber Nah“, die näher unter der Rubrik „Künstlerisches“ vorgestellt wird. Mit drei Gästen, Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte (Universität Duisburg-Essen), Christina-Maria Purkert (WDR) und Prof. Dr. Uwe Vormbusch (Fernuniversität Hagen) wurde schließlich auf der Grundlage der vorgestellten Ergebnisse Unsicherheit als Problem für westliche Gesellschaften diskutiert.

In den verschiedenen Beiträgen zeigt sich, dass gefühlte Unsicherheit eine fundamentale Herausforderung für Individuen wie für Gesellschaften darstellt. Menschen sind offenkundig ständig mit Unsicherheitserfahrungen konfrontiert, die sich in bestimmten Situationen verdichten und vervielfachen. Das Ergebnis sind Krisenerfahrungen und Verunsicherung, die die individuelle Handlungsfähigkeit beeinträchtigen und weiterführende und sinnhafte Problemlösungen auf gesellschaftlicher Ebene erschweren. Erkennbar ist dies an als krisenhaft wahrgenommenen Entwicklungen wie dem Klimawandel, der Finanzkrise, der globalen Migration und zuletzt in der globalen Corona-Pandemie. In diesen Krisen wurde und wird große Mühe von Politik, Wissenschaft, Journalismus und Öffentlichkeit darauf aufgewendet, die eskalierenden Unsicherheitserfahrungen in den Griff zu bekommen. Dadurch fehlen Energie und Mittel für die Bewältigung jener Gegebenheiten, die die Unsicherheitserfahrungen ausgelöst haben.

Stets zeigt sich, dass komplexe Situationen nicht mit einfachen Mitteln zu bewältigen sind. Wenn populistische Bewegungen dies versprechen, erhoffen sie sich davon Unterstützung und Wahlstimmen, bieten aber keine tragfähigen Lösungen. Die Komplexität moderner Gesellschaften und der Herausforderungen, denen sie sich gegenübersieht, erweist sich immer wieder als unhintergehbar. Einfache Lösungen, das Zerschlagen des gordischen Knotens, stellen sich als Illusionen heraus.

Aus Sicht der Arbeitsgruppe kann es daher nicht das Ziel sein, Unsicherheit stets in Sicherheit verwandeln zu wollen, vielmehr müssen wir lernen, Unsicherheit auszuhalten – auch dann, wenn dies persönlich und gesellschaftlich eine Herausforderung darstellt. Vorschläge für Strategien zum Aushalten von Unsicherheit sowie Besprechungen einschlägiger Literatur haben wir hier auf unserem Portal vorgelegt.

Eine Auswertung von Twitterdaten der ersten Phase der Coronakrise zeigte das große Informationsbedürfnis der Menschen angesichts einer rapiden Zunahme von Unsicherheitserfahrungen. Twitter erwies sich in der Krise nicht zuletzt als ein Medium der Informationsverbreitung und des sich Informierens. Anders als es das Klischee über soziale Medien will, stießen auf besonderes Interesse anderer Nutzer*innen abwägende Tweets. Hinsichtlich der Verbreitung von Informationen und des Äußerns von Kritik zeigten sich unterschiedliche Neigungen der Anhänger*innen verschiedener Parteien. Auch ein deutliches Stadt-Land-Gefälle in der Nutzung von Twitter wie hinsichtlich der eingesetzten Strategien konnte die Untergruppe nachweisen.

Die abschließende Podiumsdiskussion bestätigte die Ergebnisse der AG und stellte sie in einen weiteren Rahmen. Dabei zeigte sich, dass krisenhafte Zustände im letzten Jahrzehnt zur neuen Normalität auch im sogenannten Westen geworden sind. Gesellschaft und Politik, Wissenschaft und Journalismus sind darauf nicht immer vorbereitet. Ihnen obliegt es gleichwohl, bedingte Sicherheit zumindest auf Zeit zu vermitteln und Unsicherheit aushaltbar zu machen.

Wenn Sie mehr wissen wollen, schauen Sie sich den folgenden Mitschnitt der Präsentation durch Mitglieder der AG an.