Neurowissenschaftler und Medienpsychologen diskutierten auf Symposium gemeinsame Forschungsansätze
Essen, 14. März 2017. Ermöglicht die Messung von Gehirnaktivitäten eine maßgeschneiderte Werbung, und welche Auswirkungen haben „Facebook Likes“ auf das Belohnungszentrum im Gehirn? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigte sich das interdisziplinäre Symposium „Media Neuroscience – Research at the intersection of communication studies, media studies and Neuroscience“ der Global Young Faculty (GYF) an der Universität Duisburg-Essen. Die noch junge Disziplin Media Neuroscience verknüpft Medienpsychologie und Neurowissenschaften, um zu einem besseren Verständnis der Gehirnfunktionen und des menschlichen Verhaltens zu gelangen.
Vorträge von international renommierten Wissenschaftler:innen, wie der Psychologin Prof. Dr. Diana Tamir von der Princeton University, dem Medienneurowissenschaftler Prof. Dr. Rene Weber von der University of California und Dr. Dar Meshi vom Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin, zeigten wie die Zusammenarbeit der Disziplinen Neuro- und Medienwissenschaft für beide Seiten eine Win-Win Situation darstellt.
Hirnforscher können messen wie Menschen auf den Einsatz unterschiedlicher Medien und Kommunikationsbotschaften reagieren. Mit Hilfe neurowissenschaftlicher Methoden, wie beispielsweise der funktionellen Magnetresonanztomographie, wird sichtbar, welche Gehirnareale beim Betrachten von unterschiedlichen Videofilmen oder Werbekampagnen angesprochen werden. Das liefert Medienwissenschaftlern wiederum neue Erkenntnisse über die Qualität und Passgenauigkeit der eingesetzten Medien. Damit lässt sich sehr genau vorhersagen, ob mit dem Werbemedium oder der Werbebotschaft die anvisierte Zielgruppe oder das erwünschte Verhalten erreicht wird.
So konnte Rene Weber als Leiter des Media Neuroscience Lab im kommunikationswissenschaftlichen Institut der University of California mit seinem Team in einer aktuellen Studie unter Einsatz eines Hirnscanners nachweisen, dass die Beziehung zwischen Wahrnehmung der Botschaft und Argumentationsstärke bei Anti-Drogen-Kampagnen davon beeinflusst wird, wie stark eine Person selbst vom Drogenkonsum betroffen ist.
Umgekehrt lassen sich mittels sozialer Medien Antworten auf klassische Fragen der Neurowissenschaftler finden. Essen, Arbeiten, Fortpflanzen: Ohne das Belohnungszentrum des Gehirns wäre der Mensch vielfach antriebslos. Um die Motivationsmechanismen weiter zu ergründen, untersuchen Neurowissenschaftler, ob ein Facebook „Like“ ähnliche Hirnregionen wie ein Lob in der analogen Welt aktiviert. Der Vorteil von Facebook und den anderen Netzwerken: Sie bieten Neurowissenschaftlern die Möglichkeit, die Gehirnaktivitäten während realer Interaktionen zu messen und sind so eine Fundgrube für Untersuchungen in den Neurowissenschaften.
Auf der abschließenden Podiumsdiskussion waren sich die Referenten einig: Media Neuroscience als Brücke zwischen Neurowissenschaft und Medienpsychologie liefert einerseits neue Antworten auf alte Fragen und andererseits ganz neue Forschungsansätze für beide Disziplinen.
Das Symposium wurde von der GYF Arbeitsgruppe „Digital Society“ veranstaltet, die sich mit verschiedenen Aspekten der Digitalisierung und ihrem Einfluss auf das Individuum, seiner Interaktion mit anderen und auf das soziale Leben beschäftigt.
Über die Global Young Faculty
In der Global Young Faculty treffen sich herausragende Nachwuchswissenschaftler der Metropole Ruhr, um in interdisziplinären Arbeitsgruppen Themen von gemeinsamem Interesse zu bearbeiten. Das Netzwerk ist eine Initiative der Stiftung Mercator in Zusammenarbeit mit der Universitätsallianz Ruhr und wird vom Mercator Research Center Ruhr koordiniert.
Pressekontakt
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(Fotografie: Simon Bierwald, Indeed Photography)