
Dr. Johannes Albrecht
Emmy-Noether Gruppenleiter
Experimentelle Physik V
Fakultät Physik
TU Dortmund
Warum sind Sie Wissenschaftler geworden?
Am Wissenschaftlersein motiviert mich am meisten, dass man die Grenzen des Wissens vorantreibt und wirklich Wissen schafft. Und dass man in der Grundlagenforschung Neues über die Natur versteht, was die Menschheit so noch nicht verstanden hat. Das macht mich sehr ehrfürchtig und motiviert mich auch sehr.
Woran arbeiten Sie?
Ich arbeite an einem Experiment am CERN. Wir versuchen, grundlegende Kräfte und Teilchen der Natur zu verstehen. Wir testen dabei, ob es neben den vier uns bekannten Grundkräften in der Natur nicht vielleicht auch noch eine fünfte gibt.
Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit?
Faszinierend finde ich neben der Arbeit als Wissenschaftler an sich, gerade am CERN, das sehr internationale Arbeitsumfeld mit Leuten aus circa dreißig Ländern. Da tun sich interessierte Experten aus aller Welt zusammen. An dem CERN hat jetzt wirklich die Menschheit zum ersten Mal verstanden, dass sie sich zusammentun muss und aus allen Ländern an einem Strang ziehen muss, weil es sonst zu komplex und aufwendig ist. Das finde ich auch von der Idee her sehr schön.
Was unterscheidet den/die Wissenschaftler:in von Personen anderer Berufsgruppen?
Eine für den Wissenschaftler sehr motivierende Sache ist, dass man an einem Thema weiterarbeitet, das einen wirklich interessiert. Vielen anderen Berufsgruppen geht es darum, Dinge, die man gelernt hat, anzuwenden, um Produkte und möglichst hohe Gewinne zu generieren. Das gibt es in der Wissenschaft eben nicht, sondern hier geht es darum, genau dieses Wissen möglichst weit voranzutreiben. Das ist glaube ich ein großer Unterschied.
Würden Sie anderen raten, in die Wissenschaft zu gehen?
Im Prinzip ja. Man muss sich klar sein, dass das Wissenschaftssystem in Deutschland ein kleines bisschen schwierig ist, da es fast keine feste Stellen außer Professuren gibt. Das heißt, es ist ein relativ steiniger Weg. Und man muss hinterfragen, ob man wirklich motiviert ist, ob einen das Wissenschaftsfeld, in dem man sich engagieren will, wirklich so sehr interessiert, dass man da sehr tief einsteigen will und motiviert daran arbeiten wird, auch wenn man weniger verdient als man in anderen Bereichen verdienen könnte. Wenn man diese Motivation hat, dann ist es eine fantastische Arbeit und macht sehr viel Spaß.
Was für ein Typ muss man sein, um in der Wissenschaft zu arbeiten?
Eine Sache, die ganz wichtig ist, ist Frustrationstoleranz. Das Leben als Wissenschaftler macht zwar auch ganz viel Spaß, aber ist auch von sehr vielen kleinen Rückschlägen geprägt und da muss man einfach am Ball bleiben und konsequent weiter arbeiten und sich nicht entmutigen lassen. Und man muss Spaß an der Herausforderung haben.