Neuroenhancement und Moral

Mit Tabletten lassen sich nicht nur psychische Störungen bekämpfen. Auch Gesunde können durch die Einnahme pharmazeutischer Mittel ihr Wohlbefinden und/oder die geistige Leistungsfähigkeit steigern. So ist pharmakologisches Neuroenhancement derzeit Gegenstand kontroverser medizinischer, juristischer und philosophischer Debatten. Letztere drehen sich vor allem um die Frage, ob Neuroenhancement ethisch vertretbar ist. Der oftmals benutzte Begriff „Hirndoping“ scheint mit seiner Parallele zum Leistungssport die Antwort bereits vorwegzunehmen: Die „künstlich“ gesteigerte Leistungsfähigkeit könnte zu einer ungerechten Vorteilsnahme führen.

Beschäftigt man sich jedoch näher mit dem Thema, stellt man fest, dass dieser und andere Einwände gegen Neuroenhancement, die auf den ersten Blick plausibel erscheinen, in Frage gestellt werden müssen. So gibt es auch andere Formen von Neuroenhancement, wie beispielsweise Nachhilfe im Schulleistungsbereich, deren Wirkung auch über eine Veränderung im Gehirn erfolgt. Hierdurch entstehen ebenso ungleiche Voraussetzungen, da nicht alle Schüler/innen diese Unterstützung in Anspruch nehmen.

Doch bedeutet das automatisch, dass pharmakologisches Neuroenhancement gerechtfertigt ist? Sollten diese Präparate frei erhältlich sein oder spricht etwas gegen eine Freigabe? Gibt es vielleicht sogar eine moralische Verpflichtung, von Neuroenhancement Gebrauch zu machen, zumindest wenn keine gesundheitlichen Nebenwirkungen zu befürchten sind?

Die Gruppe „Neuroenhancement und Moral“ beleuchtete diese Fragestellungen aus verschiedenen Perspektiven. Um einen grundsätzlichen Überblick über das Konsumverhalten zu gewinnen, wurde zunächst eine Umfrage zur Verbreitung von Neuroenhancern an den UAMR-Universitäten durchgeführt. Zudem entwickelte die AG eine Studie, bei der sie unter Einsatz funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) der Fragestellung nachging, ob Neuroenhancer einen Einfluss darauf haben, wie moralische Entscheidungen getroffen werden. Zum Abschluss ihrer Arbeit organisierte die Gruppe eine Fachtagung, die Anfang 2013 stattfand.