Vorstellung der Arbeitsgruppe
Wissenschaft wird als Institution weitgehend von der Gesellschaft getragen. Daraus erwächst ihr die Verpflichtung, sich durch ihren (un)mittelbaren Wert und ihren Nutzen gesellschaftlich zu legitimieren. In neuerer Zeit ist dabei ein unverkennbarer Trend hin zur Kommerzialisierung und Kommodifizierung von Wissenschaft festzustellen, der vor allem in den Natur- und Ingenieurswissenschaften zu Forderungen nach möglichst effizienter technisch-wirtschaftlicher Verwertbarkeit führt. Dazu kommt eine immer engere Verzahnung universitärer Forschungsinteressen mit unternehmerischen Zielsetzungen. Diese Entwicklung geht mit einer Reihe neuer Risiken, aber auch Chancen sowohl für die Grundlagenwissenschaften als auch für die anwendungsbezogene Forschung einher. Zudem schafft sie neue Herausforderungen politischer Einflussnahme bei der Steuerung und Vermittlung dieser beiden Bereiche.
Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe verfolgte das Ziel anhand zweier Fallstudien anwendungsbezogener Forschung – Pharma- und Nachhaltigkeitswissenschaft – hochschulinterne, unternehmensbezogene, politische sowie gesellschaftliche Gründe und Auswirkungen des aktuellen Ökonomisierungstrends zu identifizieren. Konkret ging es dabei um folgende drei Fragen: (1) Welche Forschungsbereiche und wirtschaftlichen Akteure profitieren in welchem Ausmaß von kommerzialisierter Hochschulforschung, welche Interdependenzen bestehen und welche Auswirkungen hat dies auf regionalökonomische Entwicklungspfade und die Wissenschaftslandschaft selbst? (2) Wie werden diese Prozesse durch welche politischen Entscheidungsträger beeinflusst? (3) Welche Rolle spielen dabei gesellschaftliche Erwartungshaltungen an die Wissenschaft und wie spiegeln Produktentwicklung und -vermarktung gesellschaftliche Hoffnungen, Ängste und Zukunftsvorstellungen wieder?
Zur Beantwortung dieser Fragen führte die Arbeitsgruppe eine empirische Studie zur öffentlichen, hochschulinternen und marktwirtschaftlichen Wahrnehmung kommerzialisierter Forschung durch. Diese stützte sich neben einer Bevölkerungsumfrage auf Interviews mit Wissenschaftlern sowie Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft. Darüber hinaus analyseierte die Arbeitsgruppe die rhetorischen Strategien und die Metaphorik zur Produktvermarktung sowie zur Legitimierung von Produktentwicklungen konzeptuell. Im Anschluss an ein öffentliches Symposium werden die Ergebnisse in einem Buch veröffentlicht, in dem auch Kunstwerke der Preisträger eines von der Arbeitsgruppe initiierten Themenwettbewerbs abgebildet werden.
Das öffentliche Symposium „FREE SCIENCE – Wissenschaft zwischen Goethe und Kommerz“ fand am 27. Januar 2017 im Blue Square Veranstaltungszentrum in Bochum statt.
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