Abschlussveranstaltung der Global Young Faculty VI

Vor eineinhalb Jahren, im Oktober 2019, startete die Global Young Faculty (GYF) VI ‚in Präsenz‘ (nach aktuellem Sprachgebrauch) mit einer produktiven und geselligen Auftaktveranstaltung im Waldhotel Heiligenhaus in die Arbeitsphase – diese endete nun am 18. März, corona-bedingt digital, mit einer Abschlussveranstaltung und rund 60 Teilnehmer*innen via ‚Zoom‘. Über drei Stunden tauschten sich GYF-Mitglieder und geladene Gäste über die erfolgreich abgeschlossenen AG-Projekte, die GYF und die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in Pandemie-Zeiten aus, blickten stolz auf das Geleistete zurück und feierten Abschied – und konnten, obwohl räumlich distanziert, dennoch miteinander anstoßen…

Mitglieder und Gäste bei der Auftaktveranstaltung 2019

GYF-Gastgeschenk

MERCUR-Geschäftsführer Dr. Gunter Friedrich dankte in seiner Begrüßung den GYF-Mitgliedern für ihr beeindruckendes Engagement insbesondere unter Corona-Bedingungen und erhob darauf feierlich sein Glas: MERCUR hatte im Vorlauf der Veranstaltung an alle Gäste ein Paket mit Sekt, Saft und Pralinen verschickt – auf diese Weise sollte die ursprünglich im Erich-Brost-Pavillon der Zeche Zollverein mit Speis und Trank geplante Abschlussveranstaltung zumindest symbolisch kompensiert werden. Ein Teil des Erlöses der Gastgeschenke ging als Spende an die Aktion Friedensdorf e.V.

Im Anschluss skizzierte Dirk Opalka, Geschäftsführer der Initiativkreis Ruhr GmbH, die fruchtbaren Dynamiken, die sich in der Kooperation zwischen Mitgliedern aus Wissenschaft und Wirtschaft in der überfachlichen Arbeit der AG’s ergeben, und wie sich die verschiedenen Sichtweisen produktiv ergänzen und Einblicke in andere Arbeitswelten, Denk- und Handlungsweisen ermöglichen.

Die AG ‚Identity in Digital Times‘ hat die elf Folgen ihres Podcasts ‚Identität im digitalen Wandel‘ produziert und bereits einen Großteil der Folgen gelauncht. Neben der vertiefenden Auseinandersetzung mit ihren Podcast-Themen (z.B. Liebe, Glück, Gesundheit, queere Identitäten, Blockchain…) waren die AG-Mitglieder stolz, in kürzester Zeit die technischen und organisatorischen Erfordernisse professioneller Podcast-Produktion erlernt und umgesetzt zu haben – ein echter Mehrwert für die Gruppenmitglieder. Die Folgen sind inzwischen auf allen gängigen Podcast- und Audio-Portalen abrufbar.

Zoom-Impression aus der AG-Abschlusspräsentation

Die AG ‚Grenzüberschreitungen‘ hat ihren Fotowettbewerb zum Thema Grenzen und Grenzüberschreitungen erfolgreich zu Ende geführt. Anstatt einer öffentlichen Ausstellung, die aufgrund der Pandemie nicht stattfinden kann, entschied sich die AG dazu, die Wettbewerbsbeiträge über eine Plakataktion im öffentlichen Raum in div. Ruhrgebietsstädten (‚Culture City Branding‘) zu präsentieren. Die zugrundeliegenden Überlegungen, die inhaltliche Auswertung, thematische Essays sowie alle Wettbewerbsbeiträge sind zusätzlich in einem Projektband dokumentiert, der im Duisburger Mercator-Verlag im Februar erschienen ist. Geplant ist, die Ausstellung zum Fotowettbewerb in der Universitätsbibliothek der RUB nachzuholen. Eine Zusage der Universität hierzu liegt bereits vor.

Die AG ‚Unsicherheit jetzt!‘ hat drei Teilprojekte abgeschlossen: Das Glossar zum Thema ‚Umgang mit und Aushalten von Unsicherheit‘, das man auf der Website der Global Young Faculty einsehen kann, ist konzeptionell finalisiert und wird fortlaufend durch Glossareinträge ergänzt. Die Social Media-Analyse zur Korrelation von potentiell (weltweit) Unsicherheit auslösenden Ereignissen und entsprechenden Reaktionen z.B. auf Twitter auf Basis einer selbst programmierten KI, wurde zum Jahresende 2020 beendet. Die Auswertung läuft derzeit noch und die Bearbeiter*innen sehen in dem Material Potenzial für ein über die GYF hinausgehendes Forschungsprojekt. Das Kölner Künstlerinnen-Duo „katze und krieg“ hat zum AG-Thema ‚Unsicherheit‘ eine Live-Performance erarbeitet, die im Februar unter dem Titel ‚Distanz aber nah‘ aufgeführt wurde. Die AG hat die Ergebnisse im Rahmen einer dreistündigen digitalen Abschlussveranstaltung am 18.2.2021 mit 45 Teilnehmer*innen via Zoom präsentiert und diskutiert.

Die AG ‚Klimabewusstes Verhalten‘ hat, zusätzlich zu dem bereits im Herbst 2020 produzierten Klima-Kartenspiel, Selbstversuche zu klimabewußtem Alltagsverhalten sowie eine repräsentative Umfrage unter 2.500 Befragten zum Thema ‚Klimabewusste Gesellschaft und paradoxes Verhalten‘ durchgeführt und die Ergebnisse im Rahmen eines anderthalbstündigen Internet-Live-Streams mit 120 Teilnehmer*innen am 26.2.2021 mit einer Expertenrunde diskutiert und analysiert.

In engagierten Wortmeldungen und Diskussionsbeiträgen zu den Projektpräsentationen sind den AG-Mitgliedern zahlreiche positive Rückmeldungen und ermutigende Tipps zur Verstetigung der AG-Produkte, zur Vernetzung und zur weiteren Kooperation aus dem Plenum mit auf den Weg gegeben worden. So wurde beispielsweise angeregt, forschungsnahe Aspekte der AG-Arbeit zu kooperativen Vorhaben weiterzuentwickeln und in den Förderprogrammen bei MERCUR zu beantragen.

Ein besonderes Highlight war der zehnminütige Input von DFG-Programmdirektorin und Mitglied der GYF-Auswahlkommission Dr. Christine Petry: Sie reflektierte die Leistung einer überfachlichen Förderung durch die GYF, die den sprichwörtlichen und wichtigen Blick über den Tellerrand des eigenen Faches ermöglicht und die so in Deutschland einzigartig ist. Weiterhin ging sie auf die Corona-Situation ein, die sich im letzten Jahr nicht nur auf die Arbeit der GYF sondern auch auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf enorm ausgewirkt hat: ein sehr wichtiges Thema für die GYF-Mitglieder, die ihre Karriere häufig mit der Situation einer jungen Familie vereinbaren müssen.

Zum Ende der Veranstaltung wurden die Ergebnisse der anonym durchgeführten GYF-Mitgliederbefragung diskutiert. Positiv hervorgehoben von den Teilnehmer*innen wurde die Arbeit in den Gruppen, die für viele Mitglieder neue Perspektiven und Zugänge auf Themen eröffnete. Die Vernetzung fand, bedingt durch Corona, leider nicht in dem Maße statt, wie es in vorherigen GYF-Kohorten der Fall war. Die digitalen Treffen konnten reale Veranstaltungen nicht ersetzen. Für zukünftige GYFs erhofften sich die Mitglieder diesbezüglich einer Rückkehr zur Normalität.

Der Beiratsvorsitzende der Stiftung Mercator, Rüdiger Frohn, hielt traditionell das Schlusswort. Er hob die Bedeutung der Global Young Faculty als hervorragendes Umfeld für junge Wissenschaftler*innen im Ruhrgebiet hervor und verwies auf die besondere Rolle der GYF für die Wissenschaftsregion Ruhr, die ihre Stärken vor allem durch Kooperation und Vernetzung entfaltet. Mit Blick auf die Ergebnisse der AG‘s empfahl er, diese weiterhin verstärkt öffentlich zu bewerben und sie, so z. B. zum klimabewußten Verhalten, der Politik nahezubringen.