Abschlussveranstaltung der „Metropole in Bewegung“

Abschlussveranstaltung der „Metropole in Bewegung“

Am 06.03.2019 fand die Abschlussveranstaltung der Arbeitsgruppe „Metropole in Bewegung“ in Essen statt. Mehrere Experten verschiedener Institutionen, die Teilnehmer eines Feldversuchs zum ÖPNV, Vertreter der Stiftung Mercator und die AG-Mitglieder waren dazu eingeladen, während einer Fahrt mit einer historischen Bahn (Baujahr 1962) der Ruhrbahn GmbH zum Thema „Mobilität im Ruhrgebiet“ zu diskutieren.

Nach einer kurzen Vorstellung des Mercator Research Center Ruhr und des Projekts „Global Young Faculty“ durch Gunter Friedrich und Anne Volkenhoff präsentierte die Arbeitsgruppe ihre Vorgehensweise sowie die Arbeitsgruppenergebnisse (Broschüre und repräsentative Umfrage).  Das Ziel der Gruppenarbeit bestand darin, herauszufinden, ob der ÖPNV eine echte Alternative zur Fortbewegung mit dem PKW darstellt und welche Herausforderungen gemeistert werden müssen, um mehr Autofahrer vom Nahverkehr zu überzeugen. Genau diese Punkte sollten in der Abschlussveranstaltung diskutiert werden.

Als Mobilitätsexperte standen der Diskussionsrunde Detlef Neuß (ProBahn), Winfried Sagolla (Stadt Dortmund), Peter Kayser (VCD Kreisverband Essen), Christina Rau-Witthöft (Ministerium für Verkehr des Landes NRW) und Georg Grindau (Ruhrbahn) zur Verfügung. Zum Einstieg in die Diskussion berichteten einzelne Experimentteilnehmer von ihren Erfahrungen mit dem kostenfreien Monatsticket, welches im Rahmen des Experiments zur Verfügung gestellt wurde. Dabei reichten die Schlussfolgerungen vom Kauf eines Tickets im Anschluss an das Experiment und der weiteren Nutzung des ÖPNV für den Arbeitsweg bis hin zur gänzlichen Ablehnung öffentlicher Verkehrsmittel. Die Argumente gegen den öffentlichen Nahverkehr waren die Unzuverlässigkeit seitens der Verkehrsbetriebe und die Kosten für die Beförderung. Für die Fahrt mit Bus und Bahn sprach vor allem, dass die Zeit beispielsweise zum Lesen und für einen selbst genutzt werden kann.

Als Erklärung für nicht eingehaltenen Fahrpläne wurde vor allem angeführt, dass sich der ÖPNV in den Städten der Metropolregion häufig den Verkehrsraum mit allen anderen Verkehrsteilnehmern teilen muss. Hier gibt es viele Städte, die sich deshalb bereits eigene Busspuren leisten. Auch eine höhere Taktung im Betrieb wurde diskutiert, die allerdings weitere Finanzmittel erfordert, was wiederum problematisch sei, da die Städte schon jetzt keine Gewinne mit den Verkehrsbetrieben erwirtschafteten – das Gegenteil sei der Fall.

Diese Aussage leitete zu dem Diskussionspunkt, dass in der Vergangenheit ununterbrochen versteckte Subventionen in den Verkehr mit dem privaten PKW gesteckt, während die Ticketpreise für den ÖPNV mit dem normalen Lauf der Wirtschaft erhöht wurden. Unter diesem Aspekt war die Frage durchaus berechtigt, ob Parkplätze in den Innenstädten günstig oder gar zum Nulltarif angeboten werden dürfen, wenn die Qualität der Luft bemängelt wird. Die Diskussionsteilnehmer stellten sich auch die Frage, ob der Parkplatz vor dem Haus, der sich im öffentlichen Raum befindet, eventuell kostenpflichtig werden sollte.

Auf der Gegenseite kam schnell die Forderung, nicht die Autos unattraktiver werden zu lassen, sondern den Nahverkehr attraktiver zu gestalten. Das „Wie“ blieb an dieser Stelle leider offen. Denn ein W-Lan oder eine Steckdose in öffentlichen Verkehrsmitteln kann so gut wie gar nicht dazu beitragen, dass Pendler vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen. Das zeigten auch die Ergebnisse aus dem Experiment und der Umfrage der Arbeitsgruppe. Dennoch waren sich die Teilnehmer einig, dass dies ein Standard sein sollte.

Da an dieser Stelle kaum zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen war, eröffnete Herr Neuß die Diskussion über multimodales Reisen. Das Ziel dürfe nicht die Entscheidung für oder gegen Bus/Bahn oder Auto sein. Vielmehr ginge es darum, möglichst schnell und unkompliziert von A nach B zu kommen. Hier sollten Internetdienste und eine gute Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel die Zukunft bestimmen.

Ob sich die Städte der Metropolregion diesen Markt von großen Unternehmen wegnehmen lassen dürften, war die daraus resultierende Frage. Google und Uber seien hier bereits auf dem Vormarsch und fänden sicher einen Weg, wie sich mit multimodaler Mobilität Geld verdienen ließe. Leider sei für einen ersten Aufschlag abermals ein fehlendes Startkapital die bremsende Komponente für die Städte.

Es blieb final offen, wie die Mobilität im Ruhrgebiet im Jahr 2040 aussehen wird. Allerdings konnten alle Teilnehmer einen Einblick bekommen, wo die Herausforderungen liegen und welche Veränderungen in Zukunft auf uns zukommen.

Bericht: Michael Sentis

Impressionen zur Veranstaltung:

Foto: Simon Bierwald, Indeed Photography